Credo, das Netzwerk ev. Theologinnen und Theologen in Westfalen hat sich bei seiner Herbsttagung 2023 mit den Zugängen zum Pfarramt beschäftigt. Angesichts dem in den nächsten Jahren bevorstehenden großen Mangel an Nachwuchs für die Pfarrstellen in Westfalen stellt sich diese Frage mit zunehmender Dringlichkeit. Die Württembergische Synode hatte 2023 dem dortigen Oberkirchenrat ein ganzes Maßnahmenpaket vorgelegt, um dort dem zukünftigen Mangel entgegenzuwirken. Angeregt von diesen Impulsen beschäftigte sich das Netzwerk mit der Frage, was davon oder darüber hinaus für Westfalen gut sein könnte.
Angesichts der wenigen Studierenden der Evangelsichen Theologie an den staatlichen und kirchlichen Hochschulen und angesichts der immer variabler werdenden beruflichen Biographien von Menschen unserer Zeit, scheint es durchaus sinnvoll, die Zugänge zum Pfarramt ebenfalls variabler zu gestalten und nicht nur auf den Weg über das Theologiestudium an staatlichen und kirchlichen Fakultäten mit anschließendem Vikariat zu setzen. Auch in der Westfälischen Kirche wird inzwischen ermöglicht, dass akademisch ausgebildete Menschen mit Berufserfahrung über ein zusätzliches Theologiestudium ins Pfarramt kommen können. (s. Mitteilungen der Landeskirche vom 18.10.23) In Württemberg wurde über ein Maßnahmenpaket nachgedacht zu dem auch die Verlängerung des Dienstes über das Regeleintrittsalter in den Ruhestand hinaus gehörte. Zudem wurde empfohlen, auch Absolventinnen und Absolventen von freien theologischen Hochschulen (von Trägern aus dem Spektrum des Gnadauer-Verbandes) zuzulassen. Maike Sachs, Dozentin am Albrecht-Bengel-Haus in Tübingen und Mitglied der Württembergischen Synode berichtete weiter, dass in Württemberg auch die Möglichkeit genutzt wird, dass Absolventinnen und Absolventen von seminaristischen Ausbildungen (Bibelschulen und freien Hochschulen) die schon in anderen Aufgaben, etwa in der Jugendarbeit, in der Kirche gearbeitet haben, ebenfalls ins Pfarramt übernommen werden können.
Credo Westfalen wünscht sich Württembergischen Weg auch für Westfalen
Für eines solchen breiten Zugang zum Pfarramt sprach sich auch das Netzwerk Credo auf seiner Tagung aus. Ein solcher variabler Zugang erscheint uns auch für Westfalen in der Zukunft wichtig. Auch wenn in den Interprofessionellen Pastoralteams (IPTs) in Westfalen neben den Pfarrerinnen und Pfarrern auch andere Professionen in den Pastoralteams mitarbeiten können, bleibt doch immer noch manches an Aufgaben auf Pfarrerinnen und Pfarrer beschränkt, etwa die automatische Mitgliedschaft in den Presbyterien und auch mancherorts der Presbyteriumsvorsitz, Mitgliedschaft in den Kreissynoden und einiges mehr. Es erscheint uns wichtig, dass es nicht nur die Möglichkeit von Pastoralteams gibt, sondern auch der Zugang zum Pfarramt variabel und offen gestaltet wird und damit unsere Kirche auch für die Absolventinnen und Absolventen anderer Ausbildungswege ein attraktiver Arbeitsplatz bleibt. Dabei spielt auch die unterschiedliche Bezahlung von IPTlern und Pfarrerinnen und Pfarrern eine Rolle. Warum soll man in ein IPT in Westfalen gehen, wenn man woanders in eine Pfarrstelle kommen kann?
Angesichts der immer individueller und variabler werdenden beruflichen Biographien von Menschen unserer Zeit erscheint es nicht zukunftsweisend, den bisherigen sehr eingeschränkten Weg ins Pfarramt so weiter aufrecht zu erhalten. Daher ist es sehr bedauerlich, dass die westfälische Landessynode bei ihrer Herbsttagung unter dem Stichwort der Gesetzesbereinigung den bisher gesetzlich noch vorgesehenen, in den letzten Jahren aber nicht angewandten Weg für Predigerinnen und Prediger ins Pfarramt geschlossen hat (s. Bericht von der Landessynode).
Dieser Zugang ist neben der württembergischen Kirche auch in verschiedenen weiteren Landeskirchen offen. Wir meienn, dass es unserer westfälischen Kirche angesichts des immer stärker werdenden Mangels nicht gut tut, den Weg ins Pfarramt in Westfalen besonders eng zu gestalten.
Wahlen zum Leitungskreis und Ausblick
Neben diesem inhaltlichen Schwerpunkt musste bei der Herbsttagung auch der Credo Leitungskreis neu gewählt werden. Durch das Ausscheiden von Volker Roggenkamp, der einen Dienst außerhalb Westfalens bei der SMD in Marburg übernommen hat, musste zusätzlich einer der beiden Sprecher neu gewählt werden. Zu Sprechern des Netzwerkens wurden gewählt Michael Czylwik (Steinhagen) und Christoph Dickel (Halver). Als weitere Mitglieder des Leitungskreises wurden gewählt: Nikolai Hamilton (Halle), Johannes Röskamp (Minden) und Simon Schupetta (Lüdenscheid).
Der nächste Studientag des Netzwerkes Credo findet am 22. April 2024 statt. Referent wird dann Pfr. i.R. Alexander Garth aus Berlin sein.